Dienstag, 6. Dezember 2011

Mit Hunden zusammen leben

Ich lese gerade "So kam der Mensch auf den Hund" von Konrad Lorenz. Es war eine eigenartige doch wahrscheinlich lebenswerte und lebensfrohe Welt in der er da lebte - vor allenm wie er mit den Hunden zusammenlebte. Ich bin jetzt mit dem Buch fast durch und so sehe ich seine Beziehung zu seinen Hunden:

Er war offensichtlich ein Mensch mit Einfühlungsvermögen und Sensibilität. Meinem Verständnis nach, konnte er Hunde und auch andere Tiere sehr gut lesen - er verstand sie und schafft es auch in seinem Buch die Dinge so gut auf unser menschliches Verhalten umzulegen und zu erklären, dass es rührend ist! Trotzdem distanziert er sich vom "Vermenschlichen" der Tiere, wobei er jedoch eine äußerst feine Linie zieht. Er gesteht den Tieren sehr wohl Gefühle zu, wie Hass, Liebe, Freundschaft, ja sogar Scham und Stolz. Sie versuchen in seinen Erzählungen auch gelegentlich ihr "Gesicht zu wahren" oder es ist ihnen peinlich sich zu blamieren.

Aber es tragen sich in seinen Erzählungen, die aus seinem Alltag stammen, höcht eigenartige Dinge zu, zumindest für unsere heutigen Verhältnisse:
Er erzählt, wie er es schätzt, dass seine Hunde sofort verstehen, wenn er jemanden nicht mag und ihn dann sofort mit vollem Einsatz verteidigen - das wurde offenbar gesellschaftlich vollkommen toleriert! Er beobachtet interessiert und ohne die heutigen Sorgen das soziale Verhalten seines Hundes, selbst wenn dieser Lorenzs Beschreibung nach auf seinen "Erzfeind" trifft. Er schaut seelenruhig und im vollem Vertrauen auf die sozialen Hemmungen der Hunde zu, wie sich diese feindselig umkreisen und dabei sämtliche mimische und vokalische Zeichen einsetzen um einander so einiges an Unfreundlichem zu "sagen". 

Er lässt seine Katzen regelmäßig auch 2 Mal im Jahr Kätzchen zur Welt bringen und geht mit 2 läufigen Hunden (unangeleint natürlich) zur Donau spazieren, mit 19 geilen Rüden (wahrscheinlich sämtliche Dorfhunde) im Schlepptau. Da kümmert er sich jedoch nicht weiter darum, denn er "weiß" - eine seiner Hündinen ist dem Familienrüden absolut treu und die andere ist eine Dackendame und "zu klein" um einen passenden Partner zu finden!... !?

So geht es in einer Tour und man kann sich nur über die wunderliche Welt wundern, wie sie damals normal war - und man wird ganz neidisch - weil man sich diese unbeschwerde unvoreingenommene Welt auch wünscht - wo Hunde Hunde sein dürfen - wo man sie so hinnimmt wie sie sind - (dazu muss man jedoch sagen, dass Lorenz mehr als ein Mal davon sprach, dass er seine Hunde gelegentlich verprügelte - seine Worte!). Und trotzdem - Hunde wurden dafür geschätzt "mannstreu", mutig, gelassen und ausgeglichen, jedoch aufmerksam, individualistisch jedoch trotzdem gehorsam zu sein, zwar nicht "dressiert", doch sie sollten vertrauensvoll das tun, was man von ihnen erwartet.

Lorenz sagte seiner Bulldoge einmal mit Nachdruck, sie solle das neu nach Hause gebrachte Katzenbaby in Ruhe lassen - und auf dieses Wort und den Gehorsam seines Hundes vertraute Lorenz - so sehr dass er die beiden Tiere noch am selben Tag unbeaufsichtigt im Zimmer ließ - und tatsächlich - die Bulldoge riss sich zusammen, zitterte und winselte, doch sie ließ das Katzenkind in Ruhe!

Man hat beim Lesen des Buches das Gefühl, er weiß was er den unterschiedlichen hündischen Individuen abverlangen kann und dass er viel, jedoch nie zu viel von ihnen erwartet. - Und er wird üblicherweise nicht enttäuscht!

Ein gesunder, "normaldenkender" Hund wird einem Kind niemals etwas tun, schreibt er. Er schreibt, wie er das öfteren seine 3 Schäferhunde mit seinen (kleinen) Kindern unbeaufsichtigt spielen lässt, und bereut es nicht oder stellt das keine Sekunde lang in Frage - seine Hunde würden seinen Kindern nie im Leben etwas tun, vorher würden sie sich selbst opfern - davon war er überzeugt. Das klingt für unsere Verhältnisse, wo man doch tagtäglich daran erinnert wird NIEMALS Kinder und Hunde unbeaufsichtigt miteinander spielen zu lassen, sehr extrem. Doch Konrad Lorenz war und ist nicht irgendwer, er ist ein Tierexperte - ich bin sehr geneigt ihm zu glauben! (Man muss auch differenzieren, als seine noch jungen Kinder eines Tages eine fremden Hund mit nach hause brachten, der ihnen gefolgt war, machte sich Lorenz sorgen, weil der Hund für ihn "geistesgestört aussah"!)

Ich bin froh diese andere, sehr unterschiedliche Sichtweise durch dieses Buch zu erfahren und bin inspiriert dies vielleicht öfter durch "unkoventionelle" Bücher und andere Quellen zu tun... mal sehen.




Freitag, 2. Dezember 2011

Hunde sind auch nur Menschen...


In der Anfangszeit, als ich erst seit kurzem einen Hund hatte, hatte ich ständig ein schlechtes Gewissen: Am meisten wenn ich mit den Öffis (öffentl. Verkehrsmittel) fuhr, aber auch selbst nur beim Gassi gehen. Oft auch wenn ich einen Park durchquere, weil dies nun mal der direkteste Weg war, ich keinen Umweg gehen wollte, jedoch ein Schild am Anfang des Parks eine durchgestrichene Hundegestalt zeigte.

Ich versuche die Sache inzwischen gelassener zu sehen:
Ich habe durch meinen Fahrschein eine Berechtigung dazu den Hund im Bus etc. mitzunehmen. Ja - er nimmt etwas Platz weg und ja, er steht manchmal im Weg herum - aber das tun andere Menschen auch. Ich bemühe mich so gut es geht möglichst wenig Umstände zu machen, aber wenn es manchmal nun mal nicht anders geht denke ich mir "Mein Gott! Ist halt so!".
Genauso, wie ich versuche anderen Menschen gegenüber tolerant zu sein - wenn sie stinken, laut sind, nicht zur Seite gehen, einen anrempeln etc. - erwarte ich auch dass andere mir und meinem Hund gegenüber tolerant sind.

Was die Verbote für Parks angeht: Ich kann es verstehen, dass man Hunde nicht in allgemeinen Parks frei herumlaufen lassen soll (ausser sie gehorchen zu 100% auf Abruf und zwar sekundengenau - unglaublich für mich, ich kenne jedoch Hunde, die das können). Was ich jedoch nicht verstehen, warum ich nicht einmal durchgehen oder mich im Park aufhalten können soll. Schon klar - die Hinterlassenschaften sollen verhindert werden. Aber während so ein Schildchen komplett hilflos ist gegen die Unverfrorenheit und Ignoranz mancher Hundebesiter, gehen zivilisierte Menschen sowieso mit ihrem Hund in eine geeignete Zone zum Entleeren und räumen die Hinterlassenschaften weg. Gegen alle anderen Idioten wird kein Verbot und kein Schild etwas ausrichten.

Kurz gesagt - nur weil es Ignoranten gibt, die dumme Dinge machen, muss man diese dummen Dinge nicht generell und für alle geltend verbieten. Es steht auch nirgends ein Schild mit "urinieren im Gebüsch verboten" oder "laut rülpsen verboten" oder "auf die Straße kotzen verboten" - trotzdem sollte man diese Dinge als zivilisirter Mensch im öffentlichen Raum tunlichst vermeiden.

Und daher sind Hundemitnahmeverbote in fast allen Fällen einfach nur überflüssig. Ich tue mein Bestes diese dummen Verbote zu ignorieren - weil ich sowieso als zivilisierter Mensch nicht erlaube dass mein Hund weder die Parks noch die Straßen verunreinigt. Er ist außerdem an der Leine und nicht gefährlich - also wozu soll ich mich an die "Verbote" halten? - Ich wäre gern jemand, der nach diesem Prinzip handelt, in Wirklichkeit halte ich mich in den meisten Fällen daran, aber nicht weil ich die Verbote verstehe oder gutheiße, sondern weil ich so erzogen wurde - LEIDER!

Und dies sind die Parks in Wien in denen Hunde verboten sind!

Mittwoch, 30. November 2011

Vorhersehbarkeit - warum man zu seinem Tier ehrlich sein sollte

Anfangs, als ich noch nicht viel Erfahrung in der Hunde- bzw. Tiererziehung hatte, dachte ich es wäre eine gute Idee einen Hund zu sich zu rufen und ihm dabei zu vermitteln er würde dann etwas Gutes bekommen (eine Belohnung), auch wenn man das in dem Moment gar nicht im Sinn hatte. Z.B man steht vor der Situation, dass man seinem Hund ein Bad geben will, oder die Pfoten waschen will, oder sonst etwas, das er eigentlich nicht mag, aber man tut so, als würde er eigentlch was Gutes bekommen, damit er kommt. Man zeigt ihm also nicht, was gleich folgen wird, sondern täuscht ihm etwas vor, sonst würde er ja nicht kommen - so glauben wir - und konfrontieren ihn dann promt, wenn es schon zu spät für ihn ist - mit der Wahrheit.

Das funktioniert auch - genau ein Mal. Hunde sind weit schlauer, als wir Menschen es ihnen oft zugestehen wollen. Was man dann davon hat ist, dass der Hund in Zukunft auch sonst nicht mehr so recht kommen wird, und es sich erst recht genau überlegt, ob er jetzt folgt, er hat ja schon böse Überraschungen dabei erlebt.

Viel besser ist es meiner Meinung nach, ihm auch schlechte Dinge durch ein eindeutiges Signal anzukündigen, damit er weiß, was folgt. Dann kann er in Zukunft wenigstens die Situationen unterscheiden, wo ihm garantiert nichts Böses widerfährt und wird zumindest in diesen Situationen zuverlässig folgen.

Ich habe begonnen Rayo das Pfoten waschen - etwas das ihm überhaupt nicht behagt - genau mit diesen Worten anzukündigen. Dafür, dass er sich nicht sofort aus dem Staub macht bei diesen Worten habe ich eine einfache Lösung - ich schließe einfach die Tür die den Rest der Wohnung vom Eingangsbereich und Küche trennt.

Was sich nach ein paar Tagen herausgestellt hat ist, dass er zwar nicht gerne, aber trotzdem gehorcht. Er geht freiwillig auf den Pfotenwaschplatz und stellt sich in die gelernte Pfotenwaschposition und wartet auf seine Behandlung.

Er weiß auch, dass er danach eine kleine Belohnung bekommt und dass die Tür außerdem so lang nicht geöffnet wird, bis wir fertig sind.

Heute wollte er sich zum Beispiel nachdem ich ihm 2 Pfoten gewaschen hatte schon verabschieden. Ich habe ihn aufgefordert zu kommen, immer mit den Worten "Komm - Pfoten waschen". Er hat mich zwar mit gesenktem Haupt angesehen, ist aber doch wieder gekommen - sogar bis zu dem Punkt auf dem ich auf den Boden gedeutet habe. Er hat die rechte Pfote leicht gehoben und hat sein Gewicht bereits in Erwartung der Pfotenwäsche auf die anderen 3 Beine verlagert. Er wusste also was kommt.

Fazit ist für mich - man erleichtert sowohl sich als auch dem Tier das Leben indem man sich nichts vormacht. Es bringt nichts so zu tun als würde etwas Gutes folgen, wenn etwas unangenehmes für das Tier folgt. Vorhersehbarkeit ist etwas das sowohl Hunden als auch uns Menschen sehr sehr wichtig ist.

Wenig ist unangenehmer, als eine böse Überraschung zu erleben.

Sehr inspirierend ist in diesem Zusammenhang dieser Artikel - der mich vielleicht nicht sofort nachdem ich ihn gelesen habe - aber wahrscheinlich doch auf subtilere Weise - überhaupt darauf gebracht hat Vorhersehbarkeit mit Training bzw. Kommunikation mit Tieren in Verbindung zu bringen.

Montag, 28. November 2011

Beziehungs-kiste... äh... -zone

Ich habe schon immer gefunden, dass Rayo zu meinem sozialen Wohlbefinden beiträgt. Vom ersten Tag an, wo ich ihn hatte, merkte ich sofort, dass ich unglaublich viel öfter mit Menschen ins Gespräch komme und sich nette Unterhaltungen ergeben - etwas, das mir früher eher selten bis nie passiert ist.
Inzwischen ist es für mich zur Selbstverständlichkeit geworden, täglich neue (flüchtige) Bekanntschafte zu schließen und - auch wenn es immer noch im Prinzip Fremde sind, die ich täglich in der Hundezone treffe - eine gewisse Vertrautheit mit ihnen hat sich eingestellt. Man kennt sich, man grüßt sich, man erzählt sich ein bisschen was oder man hält Smalltalk, unterhält sich über die Eigenheiten der Hunde. Es ist schön. Ich verstehe jetzt vollkommen, warum es immer heißt, dass Hunde gut für die Psyche sind.
Doch ist die Sache trotzdem noch um etwas phantastischer geworden. Eine Frau mittleren Alters hat mir und einer anderen Hundezonenbekanntschaft erzählt, dass sie sich vor kurzem in der Hundezone verliebt hat. Nicht nur das - sie hat einen Parnter gefunden, mit dem sie jetzt seit ein paar Wochen eine Beziehung führt. Sie sagte selbst, "dass ich mich mal in der Hundezone verliebe, hätt ich mir nicht gedacht". Und ist das nicht toll?
Irgendwie logisch, wenn man länger darüber nachdenkt. Leute, die in die Hundezone gehen, kennen zumindest schon einmal eine Gemeinsamkeit, die sie miteinander teilen - Hunde eben.

Dienstag, 22. November 2011

Tail Wagging (Schwanzwedeln) - Meine Theorie dazu

Ursprünglich als Antwort auf diesen Artikel:

I think dogs are wagging their tail when they are agitated - this can be because of happiness or because of something else. But you will see the difference, if you know the dog, from the other signs. What is the rest of the body doing? Is it up straight? Is he ducking towards the ground? How do the eyes and the ears look?
You have to consider the whole body language not just the tail!
I don't believe that it is always a display of conflict, when they wag their tails. Maybe the movement stems from that background. Like the laughing of humans too. I once heard a theory (in a television documentary) that some scientists think that loughing with the mouth wide open - the big "ha, ha, ha" - comes from an expression of surprise or little shock - like the first moment when you hear the puch line of a really good joke and you hold your breath for a split second til you burst into a really good lough.
I think it's the same with the tail wagging. The excitement has to go somewhere and so often the whole body starts to move. If you reduce that movement to its most basic elements - it's the tail wagging.

Dienstag, 13. September 2011

Rayo, ein Podenco - Training

Heute ziehe ich ernsthaft in Betracht, (fast) alles was ich so über Hundeerziehung gelernt habe ad acta zu legen. Bei Rayo funktioniert nur weniges, was bei so gut wie allen Hunden zu funktionieren scheint:

1. Das Verhalten durch Wiederholung festigen :
kann man bei Rayo so gut wie vergessen. Alles, was öfter wiederholt wird als maximal 2 (ich wiederhole - ZWEI) Mal, interessiert ihn nicht mehr.

2. Spiele und Spielzeug als Verstärker verwenden :
funktioniert nicht weil siehe Punkt 1
eine Ausnahme wäre vielleicht einen unendlichen Vorrat an Spielzeug zu haben und jedes Mal ein anderes Spielzeug aus der Tasche zu ziehen.

3. Die Umwelt als Verstärker verwenden, zum Beispiel als Belohnung für ein Verhalten folgt das Loslassen von der Leine oder das Schnuppern lassen an einer Spur :
funktioniert nur bedingt, da ihn was ihn gerade noch interessierte nach erfolgter Erlaubnis, sehr oft plötzlich nicht mehr interessiert. Außerdem sieht er das irgendwie nicht als Belohnung an.

4. Verhalten generalisieren :
Selbst bei Verhalten, das er schon sehr oft richtig gezeigt hat, kann es oft passieren dass er das "Kommando" ignoriert oder verweigert, wenn er es als "unwichtig" erachtet oder "gerade keine Lust dazu hat".

5. "Ein Kommando mit Druck durchsetzen" (z.B. den Po hinunterdrücken zum "Platz" :
Ist sowieso schon als Erziehungsmethode veraltet. Habe es trotzdem ausprobiert. Funktioniert nicht weil er starken Widerstand leistet oder, falls er doch nachgibt, sofort wieder aufsteht.

Rayo fordert zwar hin und wieder Aufmerksamkeit ein (meist Abends, wenn wir vom Arbeiten nach Hause kommen) ist aber oft nicht bereit dafür konzentriert zu "arbeiten". Wenn ich anfange mit ihm Übungen zu machen tritt sofort Punkt 1 in Kraft. Er macht eine, maximal zwei Wiederholungen und dann nützt alles nichts. Nichts kann ihn scheinbar dazu bewegen die Übung noch einmal zu zeigen.

Mag gut sein, dass es vielleicht so ist, dass er sich "unterfordert" fühlt bzw. die Übung schon verstanden hat und sich wie ein Kind weigert, etwas das er schon kann noch einmal vorzuführen. Andererseits scheitert er dann trotzdem bei einer Steigerung des Schwierigkeitsgrades bzw. ist die Übung vielleicht trotzdem zu ähnlich dem bereits gezeigten?

Er macht sehr ungern "Sitz". Nach einiger Beobachtung scheint es mir mit seiner Rutenstellung in Verbindung zu stehen. Im Sitz wird ihm seine Rute vielleicht zu stark hochgedrückt. (Er kann sie nicht senkrecht oder über dem Rücken gebogen tragen, vielmehr geht die Wuchsrichtung nach unten und es scheint ihm Schmerzen zu bereiten, wenn der Rutenansatz am Boden weggedrückt wird.)

Ich muss weiterhin herausfinden, was bei ihm funktioniert. Aber eins ist sicher. Tipps von anderen Hundehaltern und wahrschienlich auch -Trainern wirken bei ihm nur bedingt.

Montag, 29. August 2011

Samstag, 2. Juli 2011

Traumhund

Vor drei Tagen hätte ich gesagt, ich hätte endlich meinen Traumhund gefunden - Rayo wäre endlich zu dem Hund geworden, den ich mir immer gewünscht habe. Ich dachte er hätte schon all seine Probleme überwunden, denn er hatte sich schon sei Tagen wirklich nahezu perfekt benommen.

Aber ich habe mich zu früh gefreut.

Bitte versteht mich nicht falsch - ich habe Rayo wirklich sehr, sehr gern und würde ihn nie wegen ein paar Nacken hergeben, aber er kann manchmal wirklich mühsam sein. Und ich wollte immer einen einfachen, gemütlichen Hund mit dem man alles unternehmen kann und der bei (fast) allem mitmacht. Das ist Rayo nun mal nicht. Aber ich hoffe immer noch, dass wir da hinkommen. Und die Chancen stehen nicht so schlecht, glaube ich.
Leider hatten wir gestern und heute plötzlich ein paar kleine Rückschläge. Plötzlich wurden andere Hunde nicht mehr nur freundlich zur Kenntnis genommen, sondern er bellte Sie wieder an. Es war nicht mehr so ausser Rand und Band die früher, aber trotzdem unangenehm.

Ich glaube das war nur ein kleiner Rückschlag, aber er hat mich daran erinnert, dass man immer am Ball bleiben muss und sich nicht zu früh freuen sollte.

Ich muss einfach wieder ein paar wohl strukturierte Übungen einlegen und ein paar Dinge wieder auffrischen.

Es wird, es wird.

Sonntag, 5. Juni 2011

Eine äußerst interessante und lehrreiche Erfahrung

Nigel

Sundari


Ich war letzte Woch in Bukarest bei meinen Verwandten. Ich habe eine Tante dort, die zwei Hunde besitzt - einen kleinen Havaneser, der ca 2 Jahre alt ist (ich weiß es nicht mehr genau) und eine 10 Monate alte, mittelgroße Mischlingshündin - eine echte Schönheit, die aussieht wie eine Mischung zwischen Border Collie und Deutschen Schäferhund, aber ihre Schulterhöhe ist ca 40 cm.

Ich muß dazu sagen, dass meine Tante sich den Havaneser bewusst geholt hat, nachdem ihr vorheriger Hund gestorben war, und ihr die Anwesenheit eines Hundes im Haus fehlte. Die Mischligshündin war ein Zufall - ihre Tochter hatte sie als neugeborenen Wepen in der Mülltonne gefunden (Hausmüll beim Wohnblock).
Sie haben die Kleine mit dem Fläschchen aufgezogen und sie ist ein wunderschöner, unglaublich anhänglicher und, wie ich glaube, sehr intellingenter (bzw. gelehriger) Hund geworden.

Doch leider fehlt es beiden Hunden absolut an Erziehung.
Meiner Meinung nach haben meine Verwandten leider nicht allzu viel Ahnung von Hundeerziehung, lieben die beiden aber abgöttisch und lassen ihnen daher so einiges durchgehen - was sie teilweise unglaublich anstrengend macht.

Daher habe ich versucht, während meines Aufenthaltes dort (der de facto bloß ca 4 Tage dauerte) ihnen was über Clickertraining zu vermitteln.

Nun bin ich selber werder Hundetrainerin noch außerordentlich erfahren. Doch kann ich guten Gewissens behaupten, dass mich Hundeerziehung bzw. Hundetraining unglaublich interessiert, ich einige Bücher dazu verschlungen habe, 2 Bücher davon von der Clickertraining-Erfinderin Karen Pryor.
Ich bin absolut überzeugt von der unglaublich positiven Wirkung von Clickertraining und habe selbst schon sehr positive Erfahrungen bei der Erziehung meines Hundes Rayo damit gemacht.

Nun aber zu den zwei verzogenen kleinen Biestern (Scherz!) - zu den zwei überaus süßen kleinen Hunden, die leider absolut nichts konnten und viel zu wenig kennen lernen durften, aber so ist es nun mal...

Ich habe gleich am ersten Tag, nachdem ich angekommen bin angefangen mit ihnen zu Clickern. Es dauerte ungefähr vier Clicks - bis sie verstanden, worum es ging. Dannach waren sie nur hinter mir her und drehten sofort ihr Köpfchen und sahen mich an, wenn es klickte.

Die ersten Übungen waren, schau mich an (aber noch ohne Kommando) und bei der Hündin, die schon Sitz konnte "sitz" auf Kommando. Mehr um das Prozedere zu festigen, als ihr was neues beizubringen.
In den nächsten 1 bis 2 Übungseinheiten, habe ich es geschafft der Hündin, die sich laut Aussage meiner Tante, nie auf Kommando oder sonstigen Überredungskünsten hinlegen wollte, "Platz" beizubringen. Meine Tante war außer sich vor Überraschung und Freude, als ich es ihr vorführte.

Die noch größere Überraschung jedoch war, als ich dem Havaneser, Nigel, "sitz" beibrachte. Sie konnte es nicht fassen.

Ich muss dazu sagen, dass Nigel der dominanteste Hund war, den ich je kennen gelernt habe. Mir ist absolut bewusst, wie problematisch dieser Begriff ist, wieviel Unsinn in diesem Zusammenhang verbreitet wurde, und habe durch einige Bücher viel dazu gelernt was "Dominanz" überhaupt bedeutet.

Um es klarer auszudrücken: Nigel wollte sich immer durchsetzen. Er sprang immer selbstsicher auf des Meschen Schoß, wollte man ihn jedoch herunterschubsen oder ihn sanft zur Seite geben, fing er sofort an zu knurren (teilweise sogar mit beginnenden Zähnefletzschen).
Er konnte es nicht ausstehen wenn man ihn hochhebte (eine Tatsache, die seine Frauchen und Herrchen nicht wahrhaben wollen und durch gutem Zurreden und Küsschen mildern wollen - PAH!)
Oft lief er einem entgegen, stellte sich auf seine Hinterbeine, die Vorderpfoten gegen einen gestemmt und starrte einem mit einem trotzigen, fixierenden Blick an. Mehr als einmal gab er mir unmissverständlich zu verstehen, dass er das jetzt kontrollieren wird, ob ich in dieses Zimmer wirklich hineingehe.
Der Hund war mir nicht ganz geheuer (die ersten zwei Tage sollte er mich noch das Fürchten lehren). Ich muss dazu sagen, dass ich fast nie vor Hunden Angst habe - früher sowieso nicht, da wusste ich nicht dass das überhaupt möglich ist; seit ich mehr weiß, bin ich vorsichtiger.

Doch mit den Tagen wurde es besser.
Sehr bald liebte er das Clickern und ohne dass wir daran arbeiteten, schien er mir auch weniger trotzig/ dominant.
Er war gleichzeitig auch sehr liebevoll und liebend. Jeden Morgen begrüßten mich die zwei Hunde indem sie auf mein Bett sprangen, auf mir rumtrampelten und mein ganzes Gesicht abschleckten. Was soll ich dazu sagen? Man hatte ihnen nie beigebracht, nicht aufs Bett zu hüpfen, also hab ich mich gar nicht erst zu wehren versucht, hätte aus meiner Sicht keinen Sinn gehabt und hätte sie nur durcheinander gebracht. Außerdem liebe ich Hunde. ;-)

Ich habe meiner Tante in Kurzfassung das Klickern beigebracht - es ist unglaublich wie schwierig es ist alles Wichtige in wenige Sätze zu packen.
Ich habe ihr gezeigt, wie es gemacht wird, hab ihr eineige der wichtigsten Prinzipien erklärt. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich viel zu wenig erklären konnte - aber naja - besser als nichts. Zum Schluss, an dem Nachmittag an dem ich wieder fliegen sollte - habe ich ihr 4 handgeschriebene Seiten mit den wichtigsten Dingen zusammengefasst.

Seitdem schreiben wir uns Mails.
Und nun das Erstaunliche:

Sie hat das Gefühl, seitdem sie klickert, hat sie das Wesen von Nigel besser verstanden. Sie fühlt sich mit ihm mehr verbunden, als je zuvor und dass er wirklich das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und nach Kommunikation hat!
Dieser Hund, der ständig knurrte und seinen Willen haben wollte?! Vielleicht hat er nur versucht zu zeigen, was er will und was nicht, wie jedes Individuum.

Jedenfalls bin ich sehr glücklich über die Dinge, die sie mir schreibt. Sie übt wirkich täglich und hat sogar dem Hund, dem "nichts beigebracht werden kann" (Worte meines Onkels), "platz" beigebracht.

Ich weiß das klingt für manche vielleicht lächerlich, jeder normale Mensch könne das seinem Hund beibringen. Doch hätten sie das Vorher und das Nachher gesehen, wären sie genau so erstaunt wie ich. Es geht gar nicht so sehr um das Erziehen der Hunde. Es geht darum, dass Mensch und Hund es vorher nicht geschafft haben aufeinander einzugehen und sich verständlich zu machen - und nun haben sie es geschafft dies zu bewerkstelligen.

Als kleinen Nebeneffekt haben sie aufgehört Menschen willkürlich auf der Straße anzubellen (was sie bisher beim Spaziergang oft machten, was meine Tante fast zur Verzweiflung brachte). Sie bellen aber immer noch andere Hunde und Katzen an.
Kann das wirklich nur von den paar Übungen kommen? - Unglaublich!

Der Hund ist sichtbar zufriedener und meiner Tante kann man die Begeisterung auch aus jeder Mail herauslesen.

Ich hoffe dass das anhält und bin sehr froh und auch ein bisschen stolz, dass ich helfen konnte.



Dienstag, 31. Mai 2011

Rayo kann auch anders!

Einmal ein positiver Eintrag:
Heute war ein sehr guter Tag für Rayo. Er hat sich ausnahmslos super verstanden mit allen Hunden in der Hundezone, was aber nicht unbeding soooo außergewöhnlich ist, aber dennoch sehr gut.
Die bessere Nachricht ist, dass er auf der Straße mehrmals andere Hunde gut toleriert hat, selbst einen größeren Schäferhund, der auf der anderen Straßenseite an uns vorbeigegangen ist, als wir auf den Bus gewartet haben (einspurige Straße also nicht sehr breit). Ich hätte mir ehrlich gesagt nicht erwartet, dass Rayo so ruhig bleibt, aber er hat keinen Mucks gemacht, selbst als der Hund zu uns hinübergeschaut hat und obwohl er eine sehr stolze Haltung/ Gangweise hatte (was Rayo oft aufregt).
Bei einem kleinen Whippet, der ihn sogar offensiv angebellt hat (in nur einigen cm Entfernung, aber mit Glasscheibe von der Bushaltestelle dazwischen), hat er ebenfalls nicht böse reargiert. Rayo wollte lieber mit ihm spielen, hat ganz leise (sehr süß) gewinselt und hat sogar die Vorderpfote gehoben, wie wenn er sie ihm auf den Kopf legen wollte (die Geste hat eher spielerisch, und ganz und gar nicht dominant ausgesehen).
Das war der Nach-hause-Weg.

Der Weg zur Arbeit war auch sehr gut. Das einzige schlechte Ereignis war, dass sich Rayo über einen Scater schrecklich aufgeregt hat. Scater sind immer noch ein Absolutes NO-GO. Die hält er nicht aus, egal wie und wie weit entfernt - das geht einfach nicht.

Dienstag, 26. April 2011

Fortschritte und Vorsätze

Beim Umsteigen von einer U-Bahn in eine andere, also in U-Bahnstationen zeigt Rayo die meisten Probleme. Er ist mittlerweile so aufgeregt, dass er manchmal alles anbellt, was sich um ihn befindet. Waren es anfangs nur Menschen, die sich komisch bewegen, zum Beispiel laufen, oder die ihn fixieren, richtet sich seine "Agression" mittlerweile gegen alles.

Ich setze Agression deswegen unter Anführungszeichen, da es für mich klar ist, dass dieses Verhalten aus seiner Unsicherheit entsteht. - Er ist kein agressiver Hund in dem Sinn. Er ist in Wirklichkeit friedlich und freundlich. Es sind eben für ihn extreme Stressituationen, mit denen er nicht umgehen kann.

Die Situationen sind immer nur beim Umsteigen und Aussteigen aus öffentlichen Verkehrsmitteln, ganz besonders aus der U-Bahn. Viel, viel weniger bei Bussen oder Straßenbahnen.

Wir hatten heute trotzdem einen kleinen Fortschritt in so einer Situation. Ich konnte ihn beim Umsteigen aus U2 zu U4 (Karlsplatz), wo er am meisten Angst verspürt, sehr erfolgreich mit meiner Stimme beruhigen und ablenken indem ich das "Kommando" SCHAU benutzt habe. Er ging daraufhin über relativ große Distanzen mit direktem Blickkontakt zu mir im perfektem FUSS (was man gemeinhin unter dem Kommando BEI FUSS abruft) und hat sich sichtlich beruhigt, da er dem Geschehen um sich herum automatisch weniger Beachtung widmen konnte.

Trotzdem werde ich versuchen U-Bahnen so weit wie möglich zu meiden und werde versuchen mehr mit Straßenbahn und Bus zur Arbeit zu fahren. Mal sehen, ob es mir gelingt...

Andere erfreuliche Neuigkeiten gibt es im Bezug auf das Verhalten mit anderen Hunden. Im Freilauf geht es immer, immer besser. Ich bin inzwischen richtig begeistert, wie toll er mit anderen Hunden umgehen kann. Er zeigt laufend Beschwichtigungssignale in schwierigen Situationen, wirkt aber trotz allem nicht ängstlich. Er schein es zu genießen, Situationen deeskalieren zu können und kommt häufig zu mir zurückgelaufen, nachdem er so eine Hundebegegnung hatte (die gut verlief) und scheint sich richtig zu freuen, wie toll er das gemacht hat.
Ich weiß, das klingt jetzt sehr interpretiert, aber es ist auf jeden Fall eine ganz deutliche Besserung zu verzeichnen, im Vergleich zu früher.

Ich lobe ihn fast immer nach erfolgreichen Begegnungen, deswegen glaube ich schon, dass er es verstanden hat, worum es geht und dass deswegen froh zu mir kommt, weil er weiß, dass er manchmal ein Leckerlie dafür bekommt.

An der Leine geht es manchmal besser, aber es gibt dieses Problem, dass er in manchen Situationen generell unter Stress steht und daher auch vermehrt in diesen Situationen auf vorbeigehende Hunde reagiert.

Trotzdem gibt es auch im Gehen an der Leine merkliche Verbesserungen.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden über die Verbesserungen. An manchen Tagen geht es mir aber auch schlechter, wenn ich wieder einen anstrengenden Heimweg mit ihm hatte.

Was ich in nächster Zeit üben will:
- das Kommando WARTE (er soll im Freilauf, wenn er voraus geht, stehen bleiben und auf mich warten, bis ich ihn einhole)
Hier habe ich das Gefühl, dass ich bisher versucht habe zu schnell vorzugehen. Ich muss den Moment, wenn er stehen bleibt besser markieren (Clicker, nicht nur Worte) und während dessen selbst stehen bleiben. Erst dann langsam weitergenen. Und am Anfang mit kleineren Distanzen üben. Erst nach einem Spaziergnang (auf dem Heimweg) üben!

- SITZ und PLATZ aus der Entfernung

- Seite wechseln (wenn er links geht, auf die rechte Seite hinter mir vorbeiwechseln und umgekehrt)

- "Natur Agility"; Herumlaufen um einen Baum, oder anderen Gegenstand, der in einiger Entfernung steht, dann hinter mir vorbeilaufen. Dadurch immer größere Achten, oder Kreise bilden. Es ensteht eine Bewegung wie beim "Longieren" aber ohne abgesteckten Kreis.

Freitag, 15. April 2011

Stimmungsschwankungen

Rayo ist in den letzten ca. 2 Wochen etwas schwierig. Ich weiß nicht woran das liegt, oder wodurch es ausgelöst geworden sein könnte. Er ist sehr nervös, wenn wir unterwegs sind und reagiert sehr empfindlich sowohl auf anderen Hunde (wieder einmal, teilweise selbst in größerer Entfernung - ab 10 bis 20m, was sich eigentlich schon gelegt hatte), als auch auf hektische Bewegungen von Menschen und Gegenständen.
Besonders hat er Angst vor Flaggen und Markisen, die sich im Wind bewegen, aber auch vor Vordächern oder aus der Fassade hervorragenden Schildern. Er sieht dann immer nach oben und zuckt ein wenig zusammen oder versucht auszuweichen. Teilweise ist er sogar ein bisschen ängstlich vor im Wind wackelnden Bäumen.

Gerade beim Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wirken sich diese Ängste sehr schlecht aus. Er ist dann sehr unausgeglichen und ich muss ständig aufpassen dass er niemanden anhüpft bzw. anknurrt oder anbellt - er tendiert dazu, wenn er sich von etwas oder jemanden bedroht fühlt.

Insgesamt ist das an manchen Tagen extrem anstrengend für mich und ich komme abends gereizt und müde nach hause.

Wenn ich Zeit habe werden ich versuchen wieder etwasa mehr (Clicker)training in den Alltag oder ein paar Sessions einzubauen.

Sonntag, 20. März 2011

Wie ich mit Rayos Verhalten umgehe - eine Zusammenfassung

Eine etwas längere Zusammenfassung. Ich hab's auch im WUFF Forum gepostet, wo ich seit kurzem angemeldet bin:

Bevor ich schlafen gehe, will ich noch einige Worte zu diesem leidigen Thema "Hundeaggression" verlieren. Weil es mich beschäftigt. Weil ich selbst schon lange auf der Suche nach Informationen im Web darüber war. Weil ich wissen wollte, wie andere Menschen damit umgehen, wenn ihr Hund an der Leine auszuckt und sich benimmt, als wäre er nicht er selbst. Und weil es zwar einige Tipps zu finden gibt, was man tun oder lassen sollte, aber nie oder sehr selten Erfahrungsberichte gibt, wie diese funktioniert haben oder wie man denn nun seinen Alltag lebt, will ich mal einen Beitrag dazu leisten.
Ich habe von Leuten gehört (einer Frau in der U-Bahn), dass sie einen Hund hat, mit dem sie nur um 4 Uhr früh spazieren gehen kann, weil dieser so derartig arg auf andere Hunde reagiert.

Ich habe mit einer Frau in einer Hundezone geredet, die eine wirkliche entzückende Golden Retriever Hündin hatte, die gerade sehr süß mit meinem Rüden spielte - die sehr leinenaggessiv ist. Ich konnte es fast nicht glauben - dieses süße "Mädel"?
Wir haben ein bisschen Erfahrungen ausgetauscht und ich fand es so schön, dass ich mit jemandem so offen und ehrlich darüber reden konnte. Ohne blöde Ratschläge, ohne Besserwisserei, ohne Du-musst-es-so-und-so-machen, ohne da-bist-du-aber-selber-dran-schuld.

Ich bin zu dem Schluss gekommen - es kann passieren. Und man hat daran wahrscheinlich nicht selber Schuld. Ein Hund kann (leinen)aggressiv werden bzw. unverträglich mit anderen Hunden. (Meiner ist nur an der Leine gestört, nicht im Freilauf).

Ich habe ein tolles Buch gelesen "Healing the aggressive dog" von Emma Parsons (im Original). Das Problem wird mit Clicker-Training angegangen und ich halte viel davon.
Sie ist eine Trainerin, die selbst die Erfahrung gemacht hat einen Hund zu haben der zur "Bestie" wird in Anwesenheit anderer Hunde. Und sie war vorher SEHR hundeerfahren. Hatte mehrere Hunde in Obedience ausgebildet und mit Ihnen Wettbewerbe gewonnen, hatte, glaube ich selbst auch Hunde gezüchtet etc.

Sie holte sich von einer Züchterin einen Golden Retriever mit dem sie viel vorhatte. Sie wollte mit ihm Obedience Turniere bestreiten und ihn zum Rettungshund ausbilden. Der Welpe wurde gut sozialisiert, bla bla bla - alles was man so machen sollte.
Mit 7 Monaten fing es an - der Hund vertrug andere Hunde nicht.
Es wurde mit der Zeit immer schlimmer - erst nur ein wenig, irgendwann zuckte der Hund so aus, hatte teilweise solche Panische Angst, dass sie nicht mehr in die Öffentlichkeit mit ihm konnte.

Im Buch kann man weiterlesen, wie sie es geschafft hat, diesen Hund wieder zur Normalität zu bringen. Doch sie sagt selbst, obwohl sie es gut im Griff haben, sogar bei Turnieren teilnehmen können - in Anwesenheit zahlreicher anderer Hunde - der Hund wird nie ein selbstbewusster, gelassener Hund sein, mit dem man spazieren gehen und in den Himmel starren kann.

Und das wird mein Hund, Rayo, auch nicht werden.

Doch ich hab' mich damit abgefunden - meine Methode damit umzugehen, werde ich kurz schildern.

Erstens und am wichtigsten - man lege sich eine dicke Haut zu. Es muss einem schnurz sein - was andere denken könnten, wie andere Leute schauen, ob sie einen wohl für doof oder unfähig halten, was das wohl für ein Hund ist usw. und so fort.

Man muss daran arbeiten - es gibt dafür eine Vielzahl an Methoden und man übe sie am Anfang am besten mit einem Trainer oder so. Hab ich auch gemacht - doch im Endeffekt muss man selber üben, je öfter desto besser - Trainer hin oder her.
Jetzt habe ich keine Trainerin mehr - und ich sollte öfter üben. Die Übungen sind kein Geheimnis, aber dieser Eintrag ist eh schon so lang, ich werd das jetzt hier nicht ausführen.

Man muss lernen (und es ist nicht einfach, und es funktioniert nicht auf Anhieb) Gelassenheit zu signalisieren. Es macht tatsächlich einen Unterschied, auch auf den Hund. Das heisst nicht, dass er deswegen plötzlich aufhören wird, aggressiv zu sein, aber es wird ihm dabei, zusammen mit den Übungen, helfen.

"Deine Anspannung überträgt sich durch die Leine auf den Hund" - ich habe diesen Spruch gehasst. Was soll das heissen? Dass ich dran Schuld bin? Dass ich ihn dazu bringe, so zu reagieren?! Der Grund, WARUM ich angespannt bin, IST ja sein bescheuertes Benehmen!! Sonst WÄR ich ja nicht angespannt!!!

Ich bin drüber hinweg. Es ist mir schnurz wurscht, wenn wir einem anderen Hund begegnen. Klar versuche ich den Abstand zwischen meinem und ihn zu vergrößern, indem ich einen Bogen gehe bzw. komplett auf die andere Straßenseite ausweiche - aber manchmal GEHT DAS EBEN NICHT. Es geht nicht in einer vollen U-Bahn, wenn man da friedlich steht und es steigt ein anderer Hund ein, es geht nicht in einer Unterführung, die insgesamt nur 4 m breit ist und ich kann nicht dauernd wie ein Bescheuerter in Zickzacklinien gehen. Nein, ich werd mich nicht davon fertig machen lassen, dass mein Hund irgend ein komisches, mir unerklärliches Problem hat.

Also, da kommt uns ein Hund entgegen und ich merk, ich werd nicht ausweichen können. Kein Problem. Ich ändere nicht meine Gangart, werde, wenn geht, nicht schneller oder langsamer. Ich nehme aber schon mal die Leine ein bisschen kürzer und achte gleichzeitig darauf, dass sie nicht in Spannung kommt (vorausgesetzt mein Hund geht noch immer halbwegs entspannt neben mir). Aber ich kürze die Leine auf so ca. 30 - 50 cm ab seinem Hals bzw. Brustgeschirr (am Halsband hat man aber alles viel besser unter Kontrolle).

Und dann geh ich meines Weges. Und manchmal läuft es super und mein Hund geht fröhlich weiter, manchmal schaut er nur ein bisschen rüber und lehnt sich gegen mich und manchmal, tja, machmal geht er auf 180 und schreit sich die Seele aus dem Leib. Aber ich kann damit umgehen. Ich scheiß mir deswegen nicht in die Hose und ich halt meine Nerven zusammen. Ich schrei ihn nicht an oder schrei' sonst wie wie ein Trottl herum. Schaut nur bescheuert und unfähig aus und meinem Hund hilft's auch nicht.
Ich kontrolliere meinen Gesichtsausdruck und versuch nicht böse, zornig, ängstlich oder sonst wie hilflos auszusehen - schaut nur noch doofer aus, als eh schon.
Manchmal schaff ich es sogar mich über den Lärm hinweg mit einer Person zu unterhalten, als sei nichts gewesen.

Ja und zwei Meter später ist das ganze vorbei und ich kann meinen Spaziergang fortsetzen.

Manchmal passiert das ganze jedoch blöder Weise öfter in einer Reihe (an manchen Tagen hat man so ein verdammtes Pech). Da ist es wirklich schwer sich zusammenzureissen.

Jedenfalls - mir hat dies Methode geholfen - zusammen mit den Übungen.
Wir haben immer öfter Erfolge - friedliches Passieren unbekannter Hunde - doch manchmal auch Rückschläge.

Aber ich werd meinen Hund deswegen nicht hassen und mich auch nicht. Denn wir können beide nichts dafür.
Ich werd weiter mein Bestes geben und es wird immer besser werden.

Montag, 14. Februar 2011

Der Zauber von Hundespielsachen

Einige Zeit ist vergangen seit meinem letzten Eintrag. Das bedeutet aber nicht dass wir (Rayo und ich) untätig waren. Ganz im Gegenteil.

Ich habe angefangen Aufzeichnungen zu führen darüber, was Rayo schon kann, was ich mit ihm übe und wie es weitergehen soll. Ich habe zwar das Gefühl, dass das System, wie ich die Aufzeichnungen führe, noch nicht ganz ausgereift ist, aber immerhin. Es ist eines der wichtigsten Dinge beim Training, dass man Aufzeichnungen führt. Leider beinhalten diese Aufzeichnungen immer noch zu viel Blabla, also zu viel Text. Ich sollte es viel tabellarischer oder stichwortartiger machen und mir den Text für den Blog aufheben.

Wir haben Fortschritte in einigen Grundübungen gemacht, aber nichts bahnbrechendes.
Was viel "bahnbrechender" ist, ist dass Rayo vieeel besser an der Leine geht, sich während der Spaziergänge immer wieder bewusst umschaut nach mir und sogar stehen bleibt um auf mich zu warten, dass ich ihn einhole.

Er hört darauf, wenn ich ihm zurufe "warte", z.B. wenn wir uns dem Ende einer Gasse nähern, oder wenn ich sage "bleib da", damit er nicht versucht zu einem anderen Hund oder zum Baum auf der anderen Straßenseite zu wechseln.

Ich benutze die Flexileine um ihm so viel Freiheit wie möglich zu geben, aber falls er nicht auf mein Zurufen hört, kann ich ihn stoppen, bevor er die Straße erreicht oder sonst irgend einen Blödsinn anfängt. Aber die Anzahl, wie oft ich auf die "Stopptaste" an der Leine drücke, nimmt stetig ab. Oft rufe ich ihn zu mir und schaue ob er kommt ohne dass ich ihn "zupfen" oder ziehen muss. Es klappt immer besser.

Das beste, dass ich jedoch entdeckt habe ist folgendes: Futter funktioniert bei Rayo zwar super als Motivation, doch in letzter Zeit hat er angefangen wirklich gerne zu spielen: Zerrspiele, Bringspiele mit dem Ball etc. Auf einen Hinweis hin (aus dem Internet gefischt) habe ich versucht zu sehen, in wie fern er sich motivieren lässt nur für ein Spielzeug Kommandos auszuführen. Es funktioniert super! Ausgezeichnet sogar!

Als Beispiel folgendes Ereignis:
Ich war heute in der Hundezone - jene am Gürtel (Eichenstraße) die in zwei Teile geteilt ist (durch ein Gitter mit Türchen in der Mitte). So können auf der einen Seite z.B. kleinere Hunde spielen, während sich auf der anderen Seite größere befinden, oder aber Hunde auf getrennten Seiten, die sich nicht vertragen. Eine super Sache...

Ich bin mit Rayo in die eine Hälfte gegangen und habe angefangen mit ihm mit dem Ball zu spielen. Nach einer Minute oder so, habe ich gesehen, dass hinter uns gleich ein paar Leute mit mehreren sehr großen Hunden hineinkommen (ich kenne die). Ich wusste Rayo kann die nicht wirklich ausstehen. Er hat sie schon öfters verbellt und sie haben sich auch schon durchs Gitter böse Knurrduelle gegeben.

Rayo hat die Hunde auch entdeckt - sie waren auch schon ruckzuck herinnen in unserer Zone.
Doch allein mit aufmunternden Worten und ein bisschen Animieren zum Spielen bin ich mit Rayo einfach hinüber gegangen, in die andere Hälfte.

Das klingt jetzt so unspektakulär, doch früher wäre er sofort hingerast zu den anderen, hätte mit seinem Imponiergehabe angefangen und man hätte fürchten müssen, dass die gleich zum Raufen anfangen. Er hätte mich früher links liegen gelassen und hätte nicht einmal zurück gesehen. Doch diesmal - er hat sich nur ganz kurz nach den anderen umgeschaut und war scheinbar mehr als glücklich, dass wir hinüber gehen und in Ruhe spielen können.

Kein Zeichen von Agression!
Ich war schon lange nicht mehr so begeistert.

Später konnte ich ihn von einem kleinen Hund den er ein bisschen herumjagen wollte, der sich aber gefürchtet hat, zurückrufen und er kam! Ganz einfach. Mit Futter wäre das wahrscheinlich nicht gegangen. - Und man will nicht immer mit einem Roastbeaf herumrennen, damit es auch wertvoll genug ist als Anreiz.

Ein einfacher Gummiball an einer Schnur genügt. Ich liebe diesen Ball bestimmt mindestens so viel wie Rayo. Ich werde ihn nur zu speziellen Anlässen heraus kramen, damit er ja interessant bleibt.

Und hier die besagten Hunde (an einem anderen Tag, als Rayo sie lieber am Zaun gejagt hat, als auf mich zu hören):

a race

Mittwoch, 12. Januar 2011

Dieser Blog wird öffentlich! Clickertraining los!

Ich habe beschlossen diesen Blog öffentlich zu machen. Vielleicht hilft er ja einmal anderen Hundebesitzern oder Interessierten, die vielleicht die selben oder ähnliche Probleme oder Herausvorderungen (positiv ausgedrückt) mit Ihren Hunden haben.

Nach der Lektüre der Bücher "Don't Shoot the Dog" und "Reaching the Animal Mind" von Karen Pryor, bin ich überzeugt, dass Clickertraining wirklich Erfolg versprechend ist, weit schneller funktioniert als ich dachte und darüber hinaus die schonendste und gerechteste aller Erziehungsmethoden ist. Ich habe schon so viel darüber gelesen und mich so viel wie es ging darüber informiert, dass ich das Gefühl habe wirklich gut bescheid zu wissen. Für jene, die nicht wissen, wovon ich rede - ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll zu erklären.

Als ich das Buch "Don't shoot the Dog" gelesen habe, habe ich das Gefühl gehabt, etwas wirklich wichtiges zu erfahren. Ich habe das Gefühl, es hat mir die Augen geöffnet und ich kann gar nicht erklären, wie wertvoll ich dieses Buch finde. Es erklärt anschaulich und für jeden nachvollziehbar wie Verstärkung, Belohnung und Strafe funktioniert, was diese Methoden können, wo die Grenzen liegen und welche Vor- und Nachteile jede dieser Methoden hat. Ja, es funktioniert auch die Erziehung mit Strafe usw. Man kann Hunde mit Stachel-, Elektrohalsband und Leinenruck erziehen, aber die Ergebnisse werden höchst fragwürdig sein. Ganz davon abgesehen, wie unmenschlich diese Methoden sind und wie viel physischen und psychischen Schaden anrichten können.

Also werde ich es mit Clickertraining ernsthaft probieren. Die ersten Ergebnisse kann ich schon verzeichnen. Ich habe das Gefühl, dass es Rayo immer mehr kapiert - und etwas das mit Clickertraining gelernt wird (eine Methode, wo der Hund seinen Kopf selber anstrengen muss und "mitdenken" muss) wird nicht so schnell vergessen.

Ich bin richtig aufgeregt und optimistisch, dass es eine gute und bessere Zeit mit Rayo wird. Wir werden an seinen Problemen arbeiten und sie Stück für Stück abarbeiten:
das verlässliche Abrufen, die verlässliche Ausführung von Basis-Kommandos, das alleine bleiben (auch z.B vor einem Geschäft warten), die Aggression gegenüber anderen Hunden, wenn er an der Leine ist, das gelegentliche Leinenziehen usw.
Versteht mich nicht falsch, er ist ein durchaus braver Hund. Die meiste Zeit ruhig und gelassen, nicht hyperaktiv oder neurotisch, aber es gibt gewisse "Problemstellen".

Die ersten positiven Ergebnisse gibt es im: "an-der-leine-ziehen", promtes ausführen von Kommandos, Kommandos ausführen mit Ablenkung und heute haben wir überaus erfolgreich das "Freudige Auf-den-Platz-gehen" geübt. Er geht zwar auch auf seinen Platz wenn ich ihn anschnauze, dass er es tun soll, aber ich will, dass ich ihn nicht anschnauzen muss, sondern ich es ihm nur freundlich sage, und er es glücklich und freudig macht. Denn genau das kann Clickertraining erzielen, was die anderen Methoden sehr viel schwieriger hinbekommen, verständlicher Weise.

Wer sich also für diese Methode interessiert, hier meine heißesten Quellen:

Youtube - kikopup channel - echt genial anschaulich wie es richtig gemacht wird.

Die oben erwähnten Bücher natürlich:
"Reaching the Animal Mind" - keine Ahnung ob es davon eine deutsche übersetzung gibt.
Die dazu gehörige Homepage - vor allem die zu den Kapiteln gehörigen Videos sind sehr aufschlussreich, wie toll diese Technik, selbst bei Menschen, funktioniert.